Willst du Nachhaltigkeit, lass die Finger von ETFs

Frage das Internet, wie du dir Vermögen aufbauen sollst und es Antwortet dir der Chor der Finanz-Seiten, YouTuber und FinTech-Werbeanzeigen: „Mit einem ETF-Sparplan, der ist günstig, flexibel und bringt eine gute Rendite!“

Auch für Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, gibt es dabei ein breites Angebot. Reicht es also, wenn wir in den Namen der Index-Fonds nach „Sustainable“, „Low Carbon“, „SRI“ (Socially Responsible Investing) und „ESG“ (Ecological, Social, Governance) Ausschau halten?

Nein. Wer mit seinen Investitionen und Sparplänen einen Impuls für eine nachhaltige Zukunft geben will, sollte die Finger von ETFs lassen.

Update: In der Welt der ETFs hat sich seit diesem Beitrag ein bisschen was getan. Deswegen habe ich das Thema im aktuelleren Artikel „Die grüne Grabenschlacht – ETFs vs. Fondsmanagement“ wieder aufgegriffen. Schau doch mal rein.

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein Investmentfonds, der wie eine Aktie über die Börse gehandelt wird. Der ETF hat keinen Fondsmanager und kein Analysten-Team. Deshalb sind die Gebühren auch so gering. Anstelle von aktiven Anlageentscheidungen wird ein (Aktien-)Index so genau wie möglich „nachgekauft“. 

Der deutsche Aktienindex (DAX) enthält die 30 größten Aktiengesellschaften in Deutschland. Ein DAX-ETF kauft also die Aktien dieser Unternehmen im gleichen Verhältnis, wie sie auch im Index aufgeführt sind – er „baut den Index nach“. Beliebte Indices für ETFs sind der MSCI World (Weltaktienindex), der DOW Jones (amerikanischer Aktienindex) oder der EURO STOXX (europäischer Aktienindex).

Der nicht so nachhaltige Index

Um zu verstehen warum ETFs nicht die nachhaltigste Wahl sind, müssen wir uns anschauen, wie
genau nachhaltiges Investment wirkt. Dazu können wir allgemein sagen, dass Investitionskapital für
Unternehmen essenziell ist, wenn sie Wachsen wollen. Wer leicht und günstig an Geld für seine
Projekte kommt, expandiert schnell. Ist der Geldhahn zu, wir es schwer. Nachhaltiges Investment möchte den Finanzstrom in die richtige Richtung lenken und jene davon abschneiden, die sich schädlich zu unserer Umwelt und Gesellschaft verhalten. 

Welche Auswirkungen hat es nun, wenn du einen nachhaltigen Aktien-ETF kaufst? Nehmen wir den MSCI Word SRI als Beispiel. Nach dem „Best-in-Class-Ansatz“ wird nur in die top 25% der nachhaltigsten Unternehmen der jeweiligen Branchen des Weltaktienindex investiert. Die Auswahl erfolgt durch ein Scoring. Der Rüstungshersteller Siemens ist aber genauso vertreten wie Nestlé. Ein so einfaches Vorgehen wird dem vielschichtigen Thema nicht gerecht.

Außerdem werden die Aktien nicht direkt von den Unternehmen gekauft, sondern von anderen Investoren über die Börse. Den Konzernen fließt also kein Kapital zu. Die höhere Nachfrage durch gefilterte ETFs erhöht nur den Kurs der Aktien und macht es dem nachhaltigen Unternehmen so etwas leichter über andere Wege an Kapital zu kommen. Das war‘s. Immer noch besser als nichts, zugegeben, aber da ist noch deutlich Luft nach oben.

Gemanagte Fonds können viel mehr

Bei einem gemanagten Fonds wird nicht bloß Buchhalterisch ein Index abgebildet. Ein
Fondsmanagement analysiert Märkte, bewertet Unternehmen und trifft dann eine Auswahl. So gibt
es bei guten Öko-Fonds ein mehrstufiges Auswahlverfahren nach Positiv- und Negativkriterien.
Nestlé und Siemens finden also in wirklich nachhaltigen Fonds keinen Platz. 

Radikale Ausschlüsse kannst du auch noch mit weniger bekannten ETFs erreichen. Der Naturaktienindex (NAI) und der Global Challenges Index sind vorbildlich, was die Nachhaltigkeit der enthaltenen Unternehmen angeht. Eines kann aber wirklich nur ein Fondsmanagement.

Für nachhaltige Kapitalanlage wird sich das Geschäftsfeld der Unternehmen genau angeschaut, bevor ein Kredit gewährt oder in deren Aktien und Anleihen investiert wird.

Ausschlusskriterien sind zum Beispiel

  • Korruption und Bestechung
  • Umweltzerstörung
  • Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen
  • Waffen und Rüstung
  • Kohle
  • Kernenergie
  • Tabak
  • Glücksspiel
  • Pornografie 
Zu den positiven Kriterien zählt ein Beitrag zu
 
  • Umwelt- und Klimaschutz
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Verbesserung der Medizinischen Versorgung
  • allgemeinen Versorgung mit Nahrung und Wasser
  • Gleichheit der Geschlechter und ethnischer Gruppen
  • sowie allen (weitern) Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.
 So können wir sicherstellen, dass unser Geld an die richtigen Stellen fließt.

Engagement - der wichtigste Punkt bei nachhaltigen Aktienfonds

Ist es wirklich am besten nur Aktien der nachhaltigsten Unternehmen zu kaufen? Ich denke nicht.
Wer eine Aktie besitzt, ist Miteigentümer an einem Unternehmen und hat damit auch ein
Mitspracherecht. Gehört dir eine von 10 Millionen Aktien, hast du natürlich „nichts zu kamellen“, wie
der Kölner sagen würde. Die Managerin eines milliardenschweren Fonds ist da eine ganz andere
Autorität. Engagement bedeutet die potenzielle Macht als Investorin oder Großaktionär auch
tatsächlich auszuüben – im Dienste der Nachhaltigkeit. Für mich ist die nachhaltigste Anlagestrategie in der Welt der Großkonzerne eine, die Unternehmen ausschließt, bei denen nichts mehr zu machen ist, dafür vermehrt in die grünen Vorreiter investiert und Einfluss auf die Mitte nimmt. Das kann kein ETF.

Übrigens: Es gibt genug gemanagte Öko-Fonds, die auch nach Kosten über lange Jahre 6% Rendite und mehr gemacht haben.

Ein Shitstorm auf die ETFs?

Für meine Verhältnisse schon fast. Ich habe eine Hassliebe zu ihnen. Einerseits machen sie
nachhaltige Anlage bekannter und werden auch von Menschen genutzt, die sich eher von der guten
Rendite angesprochen fühlen. Auf der anderen Seite werden sie als tolle nachhaltige Lösung
dargestellt, sind aber nur ein fader Kompromiss. So lassen sich wahrscheinlich viele von der
Einfachheit blenden und uns geht eine Menge Potential der nachhaltigen Finanzen verloren.

Willst du also wirklich etwas mit deinem Geld bewegen, dann schau dich bei den gemanagten Fonds
um. Das Forum für nachhaltige Geldanlage (FNG) vergibt jedes Jahr nach sehr strengen Kriterien sein Siegel an ein paar Fonds. Engagement spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Liste der Ausgezeichneten kann dir eine erste Orientierung geben. Vielleicht findest du ja auch Gefallen an Anlagen mir direkterer Wirkung – Crowdinvesting zum Beispiel.

Bis bald.

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