Nachhaltiges Crowdinvesting

Stell dir vor, dass dank deiner Hilfe ein neues Bioprodukt in die Supermärkte kommt oder ein Solarpark gebaut werden kann. Als kleines Dankeschön bekommst du 6% Zinsen auf dein investiertes Geld. Klingt gut? Dann könnte Crowdinvesting was für dich sein.

Die investierende Menge

Crowd hat viele Übersetzungen: Meute, Horde, Schwarm, Publikum – alles eben, was viele Menschen an einem Ort beschreibt. Die Crowd finanziert durch ihre Investitionen gemeinsam ein Projekt, das sonst nicht möglich wäre. Im Gegensatz zum Crowdfunding, was eher eine Spende ist, geht es beim Schwarm-Investment auch um Rendite. Das Geld wird verliehen und dafür gibt es Zinsen, teils sehr gute sogar. Die Abwicklung übernimmt ein Anbieter über eine Website wie beim Online-Banking oder einem Depot.

Auf einer dieser Plattformen kannst du dir ein verfügbares Projekt aussuchen und deine gewünschte Investition tätigen. Dein Geld landet erstmal auf einem Treuhandkonto und wartet dort, bis das Fundlimit erreicht ist. Das ist der Mindestbetrag, der benötigt wird, um das Projekt umsetzen zu können. Kommt bis zum Ende der Ausschreibung genug zusammen (das ist meistens so), wird das Geld an das Unternehmen als Darlehen ausgezahlt. Wird das Limit mal nicht erreicht, bekommst du einfach dein Geld zurück.

Nach dem erfolgreichen Start läuft die Finanzierung drei bis zehn Jahre.

Und was wurde schon so alles Crowd-finanziert?

Eine ganze Menge, kann ich dir sagen! Investoren-Schwärme haben etliche Wind- und Solarparks möglich gemacht und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Damit nicht genug. Wir finden Öko-Innovation in Hülle und Fülle auf den Listen der Plattformen. Tropenholz-freie Bio Grillkohle von Nero wurde zum Erfolg. Die Tomorrow Bank sieht frisch aus und investiert das Geld ihrer Kunden nachhaltig. Müller stellt regional produzierte Bio-Nudeln ins Supermarkt-Regal. Greenway Appliances versorgt Sambia mit energieeffizienten Kochherden und tech2people therapiert bewegungseingeschränkte Menschen mit Robo-Exoskeletten. Hinzu kommen haufenweise „Green Buildings“ und Anlagen zur klimaschonenden Wärmeversorgung. Alles nur durch die Investitionen vieler Menschen auf den Crowd-Plattformen möglich gemacht. Ein starkes Konzept!

Was für dich rausspringt – Rendite und Risiko

Die Verzinsung ist meistens sehr gut. Du kannst mit 3,5 bis 10% pro Jahr rechnen, selten auch mal mehr. Bei Crowdinvesting handelt es sich meistens um Darlehen mit aufgeschobener Tilgung. Du bekommst also Jährlich Zinsen ausgezahlt und am Ende gibt es dein investiertes Geld auf einmal zurück. Dazu kann noch eine erfolgsabhängige Bonusverzinsung kommen. 

In der Regel ist die Rendite bei vielfach bewährten Konzepten geringer als bei exotischeren Projekten. Wo wir auch schon bei der Sicherheit wären. Ich würde das Growdinvesting über eine gute Plattform als chancenorientiertes Investment mit einer geringen Ausfallwahrscheinlichkeit beschreiben. Gering, aber vorhanden, denn ein finanziertes Projekt kann immer schief gehen. Wenn der wirtschaftliche Erfolg ausbleibt oder Unvorhergesehenes zum Totalausfall führt, dann hat man als Teil der Investment-Horde die geringste Wahrscheinlichkeit sein Geld wieder zu sehen. In der Regel gibt die Crowd ein Nachrangdarlehen. Das ist genau wonach es klingt. Die meisten Projekte werden nämlich nicht nur von der Anleger-Meute, sondern zusätzlich auch von einer Bank finanziert. Diese besteht auf den ersten Rang unter den Gläubigern und darf im Falle eines Falles die Leiche der guten Geschäftsidee als erstes fleddern.

Genug vom Katastrophen-Szenario. Den Plattformen ist natürlich sehr daran gelegen, dass die Anleger ein gutes Geschäft machen. Dementsprechend kann sich auch nicht jeder einfach dort finanzieren lassen. Im Gegenteil, es gibt hohe Anforderungen und genaue Prüfungen. Was denen standhält hat zwar keine Erfolgsgarantie, aber die Chancen stehen sehr gut. Ein bisschen vereinfacht können wir sagen: Energieprojekte mit erfahrenen Projektleitern und festen Abnahmeverträgen sind schon recht sicher, Expansionen von gut laufenden Mittelständlern auch. Startups und exotische Projekte bergen eher höhere Risiken.

Wie du Teil des Schwarms wirst

Das ist wirklich einfach. Schaue dich bei den Anbietern nach einem Projekt um, das dir zusagt, melde dich an und los geht’s. Damit du einen leichteren Einstieg findest, möchte ich dir drei Anbieter vorstellen, die gut getestet sind und sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben.

Innovestment

Neu und gleichzeitig auch nicht. Zwischen 2011 und 2017 hat die Plattform Startups finanziert und war damit eine der ersten in Deutschland. Seit dem wurde das Unternehmen von der Geschäftsführerin Christin Friedrich einmal komplett umgekrempelt. Heute beschreibt sich Innovestment selbst als „digitale Investment-Boutique mit eigenem Marktplatz“. Ins Funding-Sortiment kommt nur, was zur Erreichung der Sustainable Development Goals beitragen.

Innovestment verhält sich als Schnittstelle der Investoren-Crowd zu den Projekten nicht passiv. Das Berliner Unternehmen verfolgt einen begleitenden Ansatz und nimmt dabei auch Einfluss auf die Nachhaltigkeit der finanzierten Unternehmen.

Den ohnehin schon kleinen ökologischen Fußabdruck eines FinTechs schlankt Innovestment weiter ein. Wenn Reisen nicht durch Videokonferenzen ganz vermieden werden können, sind die Berliner mit der Bahn unterwegs. Auf Papier wird verzichtet und selbst die Website wird stromsparend betrieben. Für mich ist das nicht bloß ein Tropfen auf den heißen Stein, sondern wichtig für die Glaubwürdigkeit des ganzen Unternehmens.

Innovestment hat im aktuellen Test der Euro am Sonntag mit der Bestnote (sehr gut) abgeschnitten und sticht besonders beim Kundenservice hervor. Die Plattform hat mich durch ihre Übersichtlichkeit und Einfachheit überzeugt. Ab 500 Euro kannst du dort starten und beispielsweise ein vielversprechendes nachhaltiges Forstwirtschaftsprojekt mit funden.

bettervest

Die Frankfurter Ökos sind angetreten, um mit Investitionen das Klima zu schützen und alle gefundeten Projekte müssen sich daran orientieren. Bis heute waren das schon stolze 98. Meist sind es kleinere Unternehmungen mit einem Kapitalbedarf von weniger als 300.000 Euro, die vollständig durch bettervest finanziert werden. Energieeffiziente Kochherde für Kenia und Solaranlagen auf indischen Dächern sind genau so dabei wie ein deutscher Windpark. 

In der ausführlichen „Ethics Policy“ fängt das Team bei sich selbst an. Von der LED-Beleuchtung über das Recycling-Papier bis zum Öko-Geschirrspülmittel steht alles im Zeichen der Umwelt. Entsprechend umfangreich sind auch die Kriterien für die Projektaufnahme. Bevorzugt wird, was neben dem Klimaschutz zu weiteren Global Goals beiträgt und es gibt strenge Ausschlusskriterien, zu denen auch die Verletzung von Tierrechten gehört.

Das Geld fließt oft zu Sozialunternehmen in Entwicklungsländern. Das hat zwei Seiten. Auf der einen leisten die Investoren damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit. Auf der anderen ist das Risiko natürlich auch deutlich höher. 8 Prozent Rendite für ein Dorfprojekt in Kenia würden einem etablierten Fondsmanager bei der Chancen-Risiko-Bewertung wohl die Haare zu Berge stehen lassen. Um so bewundernswerter finde ich, dass von den 98 gefundeten Projekten nur 10 ausgefallen sind.

Als ich meine 50 Euro investiert habe, um die Seite zu testen, ging mir durch den Kopf, dass ich den Betrag wahrscheinlich auch für das Projekt gespendet hätte. Wenn du also etwas suchst, bei dem der Impact ganz klar vor dem Investitionscharakter steht, dann bist du bei BetterVest genau richtig und wirst am Ende wahrscheinlich trotzdem eine passable Rendite erwirtschaften.

Das Portal wirkt ein wenig altbacken und ist umständlicher als bei den anderen beiden, aber trotzdem nicht schlecht. Von Euro am Sonntag gab es ein „Sehr gut“.

Green Rocket

Risikokapital-Geber für Startups und Jungunternehmen im Bereich Energie, Mobilität, Gesundheit und Umwelt sein. Dieser Gedanke schreckt dich nicht ab, sondern lässt deine Triebwerke zünden? Dann steig bei Green Rocket ein und lass dich von den Österreichern in den Growd-Investing-Orbit feuern.

Die angebotenen Projekte haben einen Auswahlprozess hinter sich, in den einiges an Startup-Erfahrung der Rocket-Experten einfließt. So werden am Ende nur erfolgversprechende Anlagemöglichkeiten für den Investorenschwarm gelistet. Unter den Beratern der Raketen-Crew findet sich unter anderem das prominente Gesicht von Gerald Hörhan, dem Investmentpunk mit der einprägsamen Stimme.

An den Erfolg der ersten Rakete anknüpfend wurde das Portfolio um Immobilien und die Finanzierung etablierter Unternehmen erweitert. Seit dem kreisen auch die Home Rocket und die Lions Rocket sicher in der Umlaufbahn, was wohl für das Unternehmen spricht.

Mit der Nachhaltigkeit nehmen es die Österreicher allerdings am wenigsten genau. Zwar ist das Unternehmen in einem Green-Building untergebracht und arbeitet ressourcenschonend, größere Bemühungen für interne Nachhaltigkeit oder strengere Auflagen für die zu fundenden Projekte gibt es jedoch nicht.

Die Auswahl ist groß und abwechslungsreich, du kannst dich sehr einfach anmelden und auch das Investieren geht leicht von der Hand. Beim Test von Euro am Sonntag gab es ein „Gut“. Spricht dich das Angebot an, bist du ab 250 € dabei.

Finnest

Ist nicht auf Nachhaltigkeit spezialisiert, hat aber trotzdem einige Projekte in diesem Bereich.

 

GLS Crowd

Von der bekannten Nachhaltigkeitsbank. Viele Energieprojekte und hohe Standards.

 

Wiwin

Tolle Plattform mit einigen Energieprojekten. Oft ist der Mindestbetrag für Investitionen recht hoch.

 

Econeers

Ist Green Rockt recht ähnlich und einen Blick wert, wenn dich die Rakete angesprochen hat.

 

LeihDeinerUmweltGeld

Nachhaltige Gebäude und Sanierungen, sowie Strom und Wärme. Die Mindestbeträge sind recht hoch.

 

Und die Liste könnte noch um einiges länger werden. Ich habe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wenn eine Plattform hier nicht auftaucht, heißt es nicht, dass sie schlecht ist. Mein Ziel für diesen Artikel ist dir einen leichten Einstieg ins Thema zu ermöglichen. Wenn du erste Erfahrungen gesammelt hast, dann schau dich weiter um, es lohnt sich!

Ist Crowdinvesting was für dich?

Wenn Nachhaltigkeit beim Investieren für dich an erster Stelle steht, dann auf jeden Fall. Du solltest jedoch in jedes Projekt nur einen Betrag investieren, der nach deinen Maßstäben eher gering ist und bei dem du Notfalls auch einen vollständigen Verlust verkraften kannst. Für alle, die mit ihren Investitionen schon etwas breiter aufgestellt sind, kann Crowdinvesting eine abwechslungsreiche Alternative sein. Vielleicht geht es dir ja wie mir und du hast richtig Spaß beim stöbern auf den Websites der Anbieter. Die Projekte können inspirieren und einen zum staunen bringen.

Hast du ein paar Euro, mit denen du gerade ohnehin nichts anzufangen weißt? Dann schau dir doch mal ein paar Projekte an.

Los geht’s mit Innovestment!

Ab zu BetterVest!

Durchstarten mit der Green Rocket!

Bis bald, dein Mike.

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