Wie sicher sind nachhaltige Fonds? Darauf gibt es leider keine kurze Antwort. Warum sollte ein Blogbeitrag auch sonst mit dieser Frage beginnen? Wahrscheinlich ist es sogar die falsche Frage und du solltest dir besser eine andere stellen. Welche? Siehst du gleich 😉
Was bedeutet Sicherheit bei der (Fonds-)Anlage?
Ich würde Sicherheit als die Wahrscheinlichkeit definieren, mit der du über den geplanten Anlagehorizont einen nicht tolerierbaren Verlust erleidest.
Damit ist Sicherheit nichts Absolutes, sondern eher eine Maßeinheit. Eine ziemlich ungenaue – leider. 100-prozentig sicher wäre eine Anlage, bei der ein Verlust ausgeschlossen ist. Das ist nur theoretisch möglich. Zu allem, was mit Geld zu tun hat, ist ein Szenario denkbar, das zum Totalverlust führt – wie unwahrscheinlich es auch sein mag. Sogar für Bargeld und Guthaben auf einem Tagesgeldkonto.
Außerdem hängt die Sicherheit sehr stark davon ab, ob wir die Inflation mit einbeziehen – was wir für die längerfristige Anlage unbedingt tun sollten. Schau selbst warum:
Über den Schieber kannst du die Inflationsrate verändern und dir ansehen, was nach zehn Jahren mit der Kaufkraft deines Ersparten passiert.
Da die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Zukunft eine Inflation haben werden, extrem hoch ist, sieht es für Anlagen wie das Sparbuch und Tagesgeld nicht gut aus.
Beziehen wir das mit ein, ist die sicherste Anlage eine, die mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit die Inflation ausgleicht und mit möglichst geringer Wahrscheinlichkeit zum Verlust führt.
Portfoliotheorie
Für sich genommen ist ein Fonds für die langfristige Anlage umso sicherer, je breiter er aufgestellt ist. Ein Mischfonds mit hunderten Verschiedener Aktien und Anleihen aller Länder und Branchen, sowie Rohstoffen und Immobilien wäre wahrscheinlich die beste Wahl. Das ist ein Prinzip aus der modernen Portfoliotheorie, für die es einen Nobelpreis gab und die Basis für die meisten erfolgreichen Anlagekonzepte ist. Nichts also, das man mal eben so vom Tisch wischen könnte.
Messen wir einen Fonds daran, erhöht Nachhaltigkeit immer das Risiko, denn wenn aus ethischen Gründen Verschiedenes ausgeschlossen wird, ist die Anlage zwangsläufig weniger breit aufgestellt. Konzentriert man sich auf einzelne grüne oder soziale Themen, gilt das umso mehr.
So weit so schlecht. Aber wer sagt denn, dass man immer nur einen Fonds für sich betrachten muss?
Kommen wir zur richtigen Frage:
Wie kann man möglichst sicher nachhaltig investieren?
Du kannst nachhaltige Fonds so kombinieren, dass sie sich mit ihren Themen und Schwerpunkten untereinander gut ergänzen und ein Portfolio bilden, dass über möglichst viele Anlageklassen, Märkte und Länder verteilt ist. So nähern wir uns wieder den Grundsätzen der Portfoliotheorie an.
Ein Aktienfonds für nachhaltige Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand ist für sich genommen keine sichere Anlage. Er kann aber dazu beitragen, dass dein Portfolio im Ganzen diverser und damit sicherer wird.
Ein Mikrofinanzfonds, der weniger als ein Prozent Rendite pro Jahr einbringt, ist vielleicht ungeeignet für die langfristige Anlage, da er die Inflation nicht ausgleicht. Als Gegenpol zu stark schwankenden Anlagen kann er sich aber gut eignen und sich besonders beim Rebalancing positiv bemerkbar machen.
Wenn du es richtig angehst und gut kombinierst, musst du auch mit einem nachhaltigen Portfolio nicht auf Sicherheit verzichten.
Nachhaltigkeit für mehr Sicherheit
Abseits der Portfoliotheorie gibt es gute Argumente dafür, dass ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit sogar die Sicherheit von Fonds erhöht.
Einerseits reduziert sich das Risiko für Reputationsschäden. Skandale im sozialen Kontext oder wegen rücksichtslosen Verhaltens gegenüber der Umwelt sind viel unwahrscheinlicher. Nach eben diesen Kriterien wird ja zuerst gefiltert.
Außerdem geht von Unternehmen, die schon heute hohe Umweltstandards haben und sich auf dem Weg zu Klimaneutralität befinden, kaum ein Risiko wegen umweltpolitischer Maßnahmen aus.
Zum anderen ist eine gute Unternehmensführung (Governance) ein wichtiges Auswahlkriterium. Darunter fallen Punkte wie Geschlechtergleichstellung, Sozialleistungen und Managergehälter, aber auch Transparenz bei den Finanzen. Auch die Flucht in zwielichtige Steueroasen wird negativ bewertet oder ausgeschlossen. In Summe werden viele Faktoren vermieden, die den Unternehmen später schaden können und somit ein Risiko für die Investor:innen darstellen.
Über die letzten Jahre hat sich bereits gezeigt, dass nachhaltige Fonds wertstabiler sind und bei Ereignissen wie dem Anfang der Corona-Pandemie weniger stark einbrachen. Um mit Gewissheit ableiten zu können, dass grüne Fonds die sichereren sind, ist die Datenlage allerdings zu dünn.
Hohe Ansprüche und Missverständnisse
Nachhaltigkeit bei Investmentfonds ist alles andere als eindeutig definiert. Für den einen oder die andere heißt es, dass irgendwas Soziales und irgendwas Ökologisches irgendwie in den Anlageprozess eingeflossen ist und man deshalb gutes Marketing für eine bestimmte Zielgruppe machen kann.
Andere erwarten ausschließlich förderliche Investitionen in die grünsten Unternehmen und Projekte auf dem Markt.
Wo ersteres reines Greenwashing ist, kommen wir mit letzterem leider auch nicht weiter. Selbst vorbildlich grüne Investmentfonds beinhalten auch große Konzerne wie Intel oder Microsoft. Die bieten zwar keine bahnbrechenden Lösungen für den Klimawandel, sind aber auch keine Dreckschleudern. Um divers genug investieren zu können, müssen auch unternehmen einbezogen werden, die sich aus Nachhaltigkeitssicht in der Mitte der Wirtschaft befinden und möglichst auf einem guten Weg sind. Besonders bei Aktienfonds kann dadurch sogar die soziale und ökologische Wirkung verstärkt werden. (Hier erfährst du warum: Link)
Für ein sicheres Fondsportfolio solltest du zuerst auf ausreichend Diversität achten. Innerhalb des Möglichen kannst du dann möglichst viel Nachhaltigkeit einfließen lassen.
Für mehr nachhaltige Wirkung ist es besser ein paar kleinere Impact-Investments nach dem Core and Satellite Ansatz zu ergänzen, als zu viele Kompromisse bei deiner Fondsanlage einzugehen.
Fazit
Sehr strenge Nachhaltigkeitskriterien machen Fonds weniger divers und erhöhen daher das Risiko. Du kannst dir allerdings auch mit nachhaltigen Fonds ein gemischtes Portfolio mit hoher Sicherheit zusammenstellen. Im richtigen Maß können soziale und ökologische Anlagekriterien sogar die Sicherheit erhöhen. Willst du Sicherheit und Nachhaltigkeit optimal vereinen, sei bei den Fonds lieber etwas konservativer und ergänze kleinere Impact-Investments (Core and Satellite).
Cheers!
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