Nachhaltiges Investieren in Schwellenländern

Der Drache erhebt sich, sagt man – und meint damit die wachsende wirtschaftliche und politische Macht Chinas. Auch Indien und Taiwan stehen für Wachstum aus Asien. Können wir dort sozial und ökologisch sinnvoll anlegen oder bekommen die vielen neuen Kohlekraftwerke nur einen schönen grünen Anstrich mit westlichem Geld?

Schwellenland, das klingt nach Wachstum

Besonders China und Indien machen immer wieder mit ihrer rasant expandierenden Wirtschaft Schlagzeilen. Kein Wunder also, dass sich auch Anleger mehr für diesen Markt interessieren. Mit Nachhaltigkeit bringt man die Schwellenländer kaum in Verbindung – eher im Gegenteil. In China tragen die verseuchten Flüsse die Farbe der zuletzt gefärbten Charge aus der anliegenden Textilfabrik und für gute Arbeitsbedingungen ist das Land wohl auch nicht bekannt. In Indien gibt es die dreckigsten Städte der Welt. Auch der wachsende Fleischkonsum ist ein ernstes Problem.

Auf der anderen Seite führt China in Sachen Solar und Windkraft. Die Chinesen haben den grünsten Strom und erreichen ihre Klimaziele. In Indien sucht man etwas länger nach nachhaltiger Entwicklung, aber auch dort wächst der Markt für erneuerbare Energie und schafft Arbeitsplätze.

Über die aufstrebenden Schwellenländer können wir wohl allgemein sagen, dass die Menschen dort das gleiche Wohlstands-Level erreichen wollen, wie es die Industrieländer genießen. Das wird das Klima und die Umwelt zwangsläufig belasten. Der Wachstumswille ist allerdings auch eine Chance auf Einflussnahme, denn wer schnell wachsen will, der braucht Investitionskapital.

Wenn diese Mittel an soziale und ökologische Standards geknüpft sind, bekommen nachhaltige Unternehmen einen wirtschaftlichen Vorteil. So kann unsere Entscheidung für einen Öko-Fonds positiven Einfluss nehmen. Natürlich macht Indien keine grüne Kehrtwende, weil du ein paar Aktien kaufst, aber Öko-Fonds für die Pazifik-Region und Schwellenländer verfügen jetzt schon über viele Milliarden Euro Kapital. Gemeinsam sind wir stark, kann man sagen.

Am besten mit ETFs?

Frag das Internet, wie du dein Geld anlegen sollst und die Antwort wird sein: Mit einem ETF-Sparplan! Das liegt zum einen daran, dass ETFs sehr geringe Gebühren haben. Auch bei den Schwellenländern bist du mit untere 0,5% pro Jahr dabei. Zum anderen wird die Rendite in der Vergangenheit betrachtet. Da schneiden die günstigen Indexfonds oft genauso gut oder besser als die gemanagten Varianten mit ihren höheren Gebühren ab.

In puncto Nachhaltigkeit sind die ETFs allerdings nicht die beste Wahl. Für die Aufnahme in einen Index können nur sehr einfache Kriterien herangezogen werden, die diesem umfangreichen Thema einfach nicht gerecht werden. Ein Fondsmanagement kann da mit mehrstufigen Auswahlverfahren und Einzelfallentscheidungen viel bessere Ergebnisse erzielen. In komplizierteren und intransparenteren Marktumgebungen wie den Schwellenländern gilt das umso mehr.

Trotzdem gibt es auch ETFs mit Nachhaltigkeitskriterien. Wer bei seiner Anlage nur das schlimmste ausschließen will, der findet unter ihnen sicher eine gute Ergänzung für seine Sparpläne.

Der iShares MSCI EM SRI ETF investiert gestreut durch viele Schwellenländer in allen Wirtschaftsbereichen Weltweit. Mit über 20% sind hier eindeutig chinesische Aktien an der Spitze. Südafrika und Brasilien sind aber auch dabei.

Wer sich auf die Pazifik-Region konzentrieren will, kann sich den HSBC Asia Pacific Ex Japan Sustainable Equity ETF anschauen. Neben einem typisch langen Namen hat er 34% chinesische Aktien zu bieten, an zweiter Stelle steht Australien mit 14%. Die größte Einzelposition kommt aus Taiwan.

ETF-typisch haben beide Fonds sehr geringe Gebühren, nur 0,25% pro Jahr. Der iShares ist ab 25€ Sparplan-fähig und damit für jeden einfach zugänglich.

Dahinter verbirgt sich ein unabhängiger Fachverband, der sich seit 2001 für mehr Nachhaltigkeit in der Anlage einsetzt. Das Siegel bietet eine verlässliche Quelle und es gibt zu jedem zertifizierten Fonds einen Bericht. Innerhalb der Siegelträger gibt es eine Bewertung von einem bis drei Sternen. Wer also konsequent nachhaltige Fonds sucht, bekommt damit eine gute Orientierung.

Wirklich nachhaltig wird es mit gemanagten Fonds

Ein paar haben es geschafft das FNG-Siegel zu ergattern. Wer dabei besonders gut abschneiden will, muss Engagement betreiben. Das Fondsmanagement als Aktionär nimmt dabei Einfluss auf die Unternehmensführung. Natürlich zu Gunsten der Nachhaltigkeit. Für mich ist das der wichtigste Punkt bei der ethischen Geldanlage. Ein Großinvestor, der sich für Sozialleistungen und Umweltschutz einsetzt, ist viel wert. Besonders in Schwellenländern. Ein ETF kann das nicht leisten, da es gar kein Fondsmanagement gibt. Die Anlage ist in allen Belangen passiv.

Volle drei Sterne vom Forum gab es für den Raiffeisen-Nachhaltigkeit-EmergingMarkets-Aktien Fonds und den Nordea 1 – Emerging Stars Equity Fund. Bei beiden ist China mit über 30% vertreten. Raiffeisen setzt an zweiter Stelle deutlich mehr auf Taiwan, der Emerging Stars ist ausgewogener.

Ich bevorzuge Nordea. Im Gegensatz zum Raiffeisen-Fonds ist der Emerging Stars leicht verfügbar und wie viele ETFs ab 25€ pro Monat sparplanfähig. Mich begeistern die skandinavischen Mädels und Jungs. Sie haben ihren entsprechenden Index und damit auch die ETFs deutlich abgehangen. Mit +149% in den letzten fünf Jahren lassen sie so ziemlich jeden anderen Schwellenländer-Fonds hinter sich. Damit ist wieder gezeigt, dass echte Nachhaltigkeit beim Investieren nicht heißt, dass man auf Rendite verzichten muss. Das Management hat sich die 1,84% Gebühren redlich verdient!

Geht es etwas direkter? Green Bonds

Bei Investmentfonds denken die meisten an Aktien. Allerdings gibt es Fonds, die ihr verwaltetes Vermögen in andere Anlageklassen investieren. Eine davon sind Anleihen oder auch Bonds genannt. Über eine Anleihe leiht sich ein Unternehmen oder ein Staat Geld von den Anlegern. Über die Laufzeit gibt es einen festen Zins und bei Ablauf die geliehene Summe zurück.

Wie der Name es vermuten lässt, dienen Green-Bonds der Finanzierung umweltfreundlicher Projekte. Der Begriff ist allerdings nicht geschützt, also Vorsicht vor Greenwashing. Die wirklich grünen Anleihen haben ein beachtliches Potential, besonders für die Energiewende. Solar und Windkraft können an vielen Orten wirtschaftlich betrieben werden. Die größte Hürde dabei ist die anfängliche Investition für den Bau. Hier kommen Green-Bonds für die Finanzierung ins Spiel. Das Geld der Anleger steht den Unternehmen direkt für das geplante Projekt zur Verfügung und wirkt sich so unmittelbarer aus als bei Aktienkäufen.

In der 2021er FNG-Liste sticht der ERSTE RESPONSIBLE BOND EM CORPORATE EUR nicht nur durch seine selbstbewussten Großbuchstaben heraus. Mit zwei von drei Sternen ist er der nachhaltigste in seiner Kategorie. ERSTE ist eine Tochter der Sparkassen und kann mit konsequent nachhaltigen Fonds überzeugen. Insgesamt gab es stolze zwölf Auszeichnungen für die Investmentgesellschaft – das finde ich schon beachtlich!

Der BOND EM CORPORATE investiert hauptsächlich in Unternehmen mit mittlerer bis sehr guter Bonität. Auch bei den Öko-Anleihen ist China ganz vorne. 28% fließen ins Reich der Mitte. Dann kommen Brasilien und Mexico mit jeweils 6%.

Anleihen guter Bonität bieten deutlich weniger Rendite als Aktien. Das liegt daran, dass es sich um klassisch verzinste Investmentprodukte handelt und die Zinsen sind nun mal schon sehr lange niedrig. Trotzdem gibt es +13% in 5 Jahren. Die geringen Wertschwankungen machen Bonds zu einer guten sicherheitsorientierten Anlage über einen kürzeren Zeitraum.

Mein Fazit:

Aufstrebende Schwellenländer wie China sind eine Investition wert, davon bin ich überzeugt. Wer es richtig nachhaltig will, der sollte einen Aktien- oder Green-Bonds-Fonds mit FNG-Siegel wählen. So fließt das Geld an die richtigen Stellen und Fondsmanager nutzen ihren Einfluss sinnstiftend. Auch fürs Anlegen in den Emerging Markets (oder vielleicht gerade dort) gilt: Nicht alles mit grünem Anstrich ist auch wirklich öko und sozial. Du solltest unbedingt auf die Details und aussagekräftige Ratings achten.

In der Box siehst du noch mal alle Fonds aus diesem Beitrag. Um mal juristisch übervorsichtig zu sein: Das ist natürlich keine pauschale Empfehlung für dich.

Bis bald.

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