Greenwashing nervt! Wie du es bei Finanzen erkennst

Nachhaltige Produkte sind gefragt wie nie, mittlerweile sogar in der Finanzbranche. Ein Grund zu jubeln – eigentlich. Würden uns nicht immer wieder Anbieter ihren alten Mist mit frischem grünen Anstrich verkaufen wollen. Grade bei Finanzen ist es schwer ein Produkt mit echter Wirkung von hohlen Marketing-Phrasen zu unterscheiden. Hier kommt Hilfe beim Zurechtfinden.

Sich ein grünes Mäntelchen umhängen

So übersetzt Wikipedia das beliebte Schmähwort. Zur Anwendung kommt es überall dort, wo ein Unternehmen sich nachhaltiger darstellen will als es ist. Das Arrangement beschränkt sich dabei meist auf Oberflächliches oder leicht umzusetzende Teilbereiche. So wird hier ein Baum gepflanzt und dort darauf verwiesen, dass man nicht in geächtete Waffen investiert. In der Selbstdarstellung finden sich plötzlich inflationär viele Wörter wie „nachhaltig“, „fair“ und irgendwas mit „for future“ – schon ist eine neue Zielgruppe erschlossen.

Die Bereiche, die wirklich wirksam, aber nicht so leicht umzusetzen sind, fallen hinten runter.  Bei Greenwashern ist Umwelt und Soziales Sache der PR-Abteilung.

Kannst du bei einer Haftpflichtversicherung oder einem Mischfonds so einfach sagen was, Nachhaltigkeit bedeutet? Das können zumindest die wenigsten und deshalb leistet die grüne Waschmaschine dem Finanzmarkt auch so gute Dienste.

Alles ist Investment

Mit jedem Finanzprodukt, vom Girokonto bis zur Hausratversicherung, stellst du den Anbietern Geld zur Verfügung und das wird immer investiert. Die Unternehmen, bei denen es landet, finanzieren damit ihr Wachstum. Wer leicht und günstig an Geld kommt, der ist den Anderen einen Schritt voraus. So wirkt sich der Finanzstrom beträchtlich auf die Entwicklung der Wirtschaft aus. Wir können mit entscheiden, ob es eine nachhaltige Entwicklung wird oder nicht. Dafür gibt es drei Grundsätze:

Schenken wir also nur den Anbietern unser Vertrauen, die das auch wirklich in die Praxis umsetzen, können wir einen wichtigen Beitrag leisten.

Für nachhaltige Kapitalanlage wird sich das Geschäftsfeld der Unternehmen genau angeschaut, bevor ein Kredit gewährt oder in deren Aktien und Anleihen investiert wird.

Ausschlusskriterien sind zum Beispiel

  • Korruption und Bestechung
  • Umweltzerstörung
  • Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen
  • Waffen und Rüstung
  • Kohle
  • Kernenergie
  • Tabak
  • Glücksspiel
  • Pornografie
Zu den positiven Kriterien zählt ein Beitrag zu
 
  • Umwelt- und Klimaschutz
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Verbesserung der Medizinischen Versorgung
  • allgemeinen Versorgung mit Nahrung und Wasser
  • Gleichheit der Geschlechter und ethnischer Gruppen
  • sowie allen (weitern) Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.
 So können wir sicherstellen, dass unser Geld an die richtigen Stellen fließt.

„Banking und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen?“

Das fragt uns die Deutsche Bank auf ihrer Website. Darunter finden sich allerlei Beiträge zum Thema. Die Antwort solltest du aber eher im Fair Finance Guide suchen. Das Projekt der Organisation Facing Finance hat viele bekannte Banken unter die Lupe genommen. Unabhängig und kritisch.

Bei der Deutschen Bank scheint es nicht so gut zu passen – sie investiert zum Beispiel in alle 43 untersuchten Rüstungskonzerne. Auch um Volksbanken und Sparkassen steht es nicht viel besser.

Allerdings bestätigt uns der Guide auch, dass die bekannten Nachhaltigkeitsbanken nicht nur ein soziales und ökologische Image haben. GLS, Triodos und EthikBank halten in allen Belangen ihre Versprechen.

Leider ist das Ganze nicht überall so leicht zu überprüfen.

Die Flut der „nachhaltigen“ Investmentfonds

Beinahe jeden Tag gibt es einen Neuen, der sozial und ökologisch (ESG), verantwortungsbewusst (SRI) oder einfach nur „sustainable“ investieren will. Das Problem dabei ist, dass keine dieser Bezeichnungen geschützt oder verbindlich definiert ist. Nachhaltigkeit kann also vom Fondsmanager beliebig ausgelegt werden. So liest man in den Fondsbeschreibungen Zeilen wie: „Die Zusammensetzung des Fonds kann auch auf Basis von Erwägungen zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsauswirkungen angepasst werden.“ – nicht sehr konkret oder? Die gefeierten ETFs sind oft am schlimmsten.

Der Swiscanto (LU) EF Responcible Global Energy AT investiert gleich 56 % seines Kapitals in kontroverse Unternehmen. (Quelle: Facing Finance)

Mit einem tollen Namen ist also noch nichts gewonnen. Wenn du einen wirklich grünen Fonds suchst, dann kann dir das Forum für nachhaltige Geldanlage helfen. Es zeichnet jedes Jahr Investmentfonds mit seinem FNG-Siegel aus, die transparent sind und hohe Standards erfüllen.

Taucht ein Fonds der dich interessiert nicht unter den Siegelträgern auf, heißt das aber nicht automatisch, dass er dort durchgefallen ist. Um das Siegel muss sich aktiv beworben werden und das tun nicht alle. Wirst du beim FNG nicht fündig, kannst du in der Datenbank von Facing Finance suchen. Dort wird dir angezeigt, in welchen Bereichen der Fonds gegebenenfalls gegen Nachhaltigkeitskriterien verstößt.

Versicherungen - meine Sorgenkinder

Die Kapitalanlagen der Versicherer sind ungefähr so transparent wie fünf Meter Stahlbeton. Willst du die Werbeversprechen der Unternehmen überprüfen, ist das daher gar nicht so leicht. Eine Zusicherung diese und jene Standards einzuhalten ist auch hier jedenfalls nicht viel Wert.

Facing Finance hat bis jetzt nur fünf große Lebensversicherer getestet – keinen davon gut. Auch sonst gibt es keine umfangreiche und zuverlässige Quelle. Wie kannst du dir also helfen?

Schau dir das Unternehmen als ganzes an. Wenn zwar eine Baum für jeden Öko-XY-Vertrag gepflanzt wird, du aber sonst nichts nachhaltiges finden kannst, weißt du schon woran du bist. Tritt das Unternehmen authentisch auf und lebt Nachhaltigkeit auch nach innen, sieht es besser aus. Du kannst prüfen, ob Ökostrom bezogen und nachhaltiges Papier verwendet wird. Gibt es soziale und ökologische Projekte? Wird CO2 kompensiert? Ist der Versicherer für unternehmensinterne Nachhaltigkeit zertifiziert? Handelt es sich um einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit? All das untermauert die Glaubwürdigkeit.

Du solltest dir auch die Ausschlusskriterien der Anlage im Detail anschauen. Wenn zum Beispiel geächtete Waffen ausgeschlossen sind, investiert der Versicherer nicht in die Herstellung von Streubomben oder Landminen. Der Ausschluss betrifft aber keine Produzenten von herkömmlichen Kriegswaffen, die diese dann in Krisengebiete exportieren. Je detaillierter und umfangreicher die Kriterien formuliert sind, desto besser. Wenn es dazu noch Positivkriterien gibt, wird die Sache rund.

Die Unterzeichnung der UN Principles of Responsible Investing kannst du zwar als gutes Indiz werten, das alleine reicht aber nicht aus, da sie eher als grobe Richtlinie zu verstehen sind.

Zuletzt kannst du dir die Geschichte der Nachhaltigkeit im Unternehmen und das Produktportfolio anschauen. Wenn Nachhaltigkeit schon seit Jahren eine Rolle spielt, klasse. Gut ist auch, wenn es Versicherungen für E-Bikes, Photovoltaik oder spezielle Tarife gibt, bei denen für nachhaltigen Schadensersatz mehr gezahlt wird.

Jetzt kannst du dir wahrscheinlich vorstellen, dass das Angebot noch recht dünn ist, wenn du solche Maßstäbe anlegst. Mich haben bis jetzt auch nur wenige Anbieter, wie die Waldenburger Versicherung und die Barmenia, wirklich überzeugt. Damit du dich nicht selbst durch Produktportfolios, Anlagerichtlinien und Nachhaltigkeitsberichte quälen musst, kommt bald noch ein Artikel, in dem ich dir gute Anbieter für alle Versicherungsbereiche vorstelle. Schau wieder rein oder folge am besten Future_Values auf Instagram, dann verpasst du nichts.

Fazit: Es lohnt sich trotzdem

Zugegeben, ein wirklich nachhaltiges Finanzprodukt ausfindig zu machen kann schon mal etwas aufwendiger sein, besonders bei den Versicherungen. Doch grade deshalb ist es wichtig, dass wir uns bewusst entscheiden. Unsere Nachfrage verändert den Markt und der Finanzmarkt kann einen entscheidenden Teil zur nachhaltigen Veränderung unserer Welt beitragen.

Hier geht’s zum Fonds-Check von Facing Finance.

Hier zum Fair Finance Guide.

Und hier zu den Fonds mit FNG-Siegel.

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