
#2 Impact und Greenwashing – wie wirkt ein Investment
Wenn du nachhaltig investieren möchtest, dann wahrscheinlich, weil dein Geld etwas Positives für unsere Umwelt und unsere Gesellschaft bewirken soll. Damit du nicht blauäugig auf sämtliches Greenwashing der Finanzwelt reinfällst, solltest du wissen, was wirklich wirkt und was nicht.
In diesem Guide findest du:
Kommt bald:
- #3 Rendite, Sicherheit, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit
- #4 Eine Strategie entwickeln - Core and Satelite
- #5 Nachhaltige Investmentfonds
- #6 Impact Investing
Apartheit, Schulen und ein Aktienausverkauf
In den späten 1980ern gab das Hampshire College als erste öffentliche Einrichtung der USA Schülerprotesten nach und verkaufte Aktien von Unternehmen aus dem Schulfonds, welche Geschäfte in Südafrika machten, wo zu dieser Zeit Apartheit herrschte.
Viele weitere Schulen und Einrichtungen folgten, dann Privatinverstor:innen, auch international. Diese Protestaktion schlug weite Wellen, sorgte für Handelssanktionen auf politischer Ebene und den Rückzug von Konzernen und Inverstor:innen aus dem eigentlich sehr lukrativen Land.
Dies schwächte das Aparheitsregim und war ein Mitauslöser für dessen Sturz.
Über den Finanzmarkt können also weitreichende Veränderungen angestoßen oder unterstützt werden. Die Wirkmechanismen sind aber nicht immer einfach zu durchblicken.
Schauen wir uns an, wie du mit deinem Geld möglichst großen Einfluss nehmen kannst.
Sie sind jung und brauchen das Geld
Um die nötige grüne Kehrtwende vor dem Zusammenbruch unsers ächzenden Ökosystems zu vollziehen, müssen wir so viele kleine und große Probleme in den Griff bekommen, dass einem davon schon schwindelig werden kann. Natürlich brauchen wir politische Maßnahmen und müssen unser Konsumverhalten überdenken. Was wir aber auch brauchen sind Menschen, die kluge Ideen haben und Unternehmen, die diese umsetzen.
Die größte Wirkung kannst du mit einer Investition erzielen, wenn diese in ein innovatives Unternehmen fließt, welche sich nicht problemlos und günstig anderweitig Geld beschaffen können. Das sind grüne oder soziale Start-Ups und wachsende Jungunternehmen.
So können diese schneller wachsen und ihr Potential für die nachhaltige Entwicklung entfalten.
Du kannst solche Investitionen zum Beispiel über Crowdinvesting-Plattformen tätigen. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass du ein hohes Risiko eingehen musst.
Indirekt kannst du diese Unternehmen unterstützen, indem du zu einer nachhaltigen Bank wechselst. Banken wie die GLS oder die Triodos stellen viel Kapital für grüne und soziale Projekte zur Verfügung, in die du selbst nicht direkt investieren kannst.
Die großen Unternehmen zum Wandel bewegen
Sind Unternehmen zu etablierten Konzernen geworden, haben sie in der Regel keine größeren Probleme mehr bei der Kapitalakquise. Aktien oder Anleihen von einem solchen zu kaufen hat keine direkten Auswirkungen mehr und bringt daher in Sachen Nachhaltigkeit erst mal nichts.
Da die meisten großen Unternehmen Aktiengesellschaften sind, kann man allerdings auf eine andere Art Einfluss nehmen.
Mit dem kauf einer Aktie wirst du zur Miteigentümerin oder zum Miteigentümer am jeweiligen Unternehmen. Damit hast du ein Mitbestimmungsrecht. Per Votum, mit einer Stimme pro Aktie, wird alle vier Jahre der Aufsichtsrat (die oberste Chefetage) einer Aktiengesellschaft gewählt. Auch andere wichtige Entscheidungen werden per Abstimmung auf den Aktionärsversammlungen getroffen. So wird letztendlich der gesamte Unternehmenskurs bestimmt.
Die Sache hat natürlich einen Haken. Nehmen wir Amazon als Beispiel: Eine Aktie kostet (Stand Januar 2022) ca. 3.300 Euro. Ca. 500 Millionen Aktien sind handelbar. Bist du also nicht zufällig Milliardär:in, hält sich dein potenzieller Einfluss auf einen großen Konzern also in Grenzen.
Investierst du allerdings in einen Fonds mit nachhaltig motiviertem Management, kannst du deine Interessen mit denen tausender anderer bündeln. Große Investmentfonds haben schon mal ein Volumen von über einer Milliarde Euro und halten nicht unerhebliche Anteile an Unternehmen.
Ein Investmentfonds ist ein gemeinschaftliches Vermögen, in das du dich einkaufen kannst. Das Geld der am Fonds beteiligten wird von einem Investment-Team nach den beschriebenen Richtlinien des Fonds investiert. Zum Beispiel mittlere und große Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien.
Mit Fonds kannst du ganz einfach dein werdendes Vermögen auf viele Unternehmen und Brachen verteilen, so wird deine Anlage sicherer. Gleichzeitig profitiert du vom Know-How der Profis, die die Fonds verwalten.
In einem späteren Kapitel widmen wir uns noch ausführlich den Fonds.
Bei sogenannten Engagements tritt das Fondmanagement direkt mit der Unternehmensführung in Kontakt, um Veränderungen herbeizuführen. Besonders wenn sich mehrere Fonds und andere institutionelle großanlegerinnen wie Stiftungen zusammenschließen, kann dadurch viel bewegt werden. Organisationen wie die Shareholders for Change engagieren sich mit gewaltigen Vermögen im Rücken auf diese Art.
Voting und Engagement haben natürlich ihre Grenzen. Auch wenn sich 30% der Aktien eines Rüstungskonzerns im besitz von Hippies befinden, wird kein Blumenladen daraus.
Ein Wirkungsvoller Investmentfonds kombiniert sinnvolle Ausschlüsse mir Engagement und bringt sich auch beratend in die Unternehmen ein, wenn Bedarf besteht.
Öffentlichkeit schaffen
Unser Eingangsbeispiel mit der Apartheit zeigt, dass das Abstoßen von Investments oder das gezielte Nicht-Investieren in Verbindung mit medienwirksamer Kommunikation eine beachtliche Wirkung entfalten kann. So einfach auf alle Bereiche übertragen kann man das allerdings nicht.
Die populärste Divestment-Bewegung von heute ist die für Öl, Kohle und Gas. Einen direkten wirtschaftlichen Schaden an den Unternehmen hat sie allerdings noch nicht verursacht. Welche Rolle das Aussteigen oder Nicht-Investieren von Prominenten, wie Bill Gates, Institutionen wie der Stanford University oder unzähliger Stiftungen und Investmentfonds hat, kann man nicht so einfach sagen.
Wenn eine Wirkung erzielt werden soll, dann ist es allerdings unumgänglich Öffentlichkeit dafür zu schaffen, was für dich persönlich natürlich schwer umsetzbar ist.
Die moralische Seite
Bill Gates hat seinen Investment-Ausstieg aus den Fossilen damit kommentiert, dass er es einfach Falsch findet, wenn er davon profitiert, dass weiter unser Planet ruiniert wird, indem Öl, Kohle und Erdgas verbrannt werden.
Ich kann das so unterschreiben.
Was wir nicht sicher sagen können
Schadet es einem etablierten Unternehmen, wenn dessen Aktien und Anleihen von einer wachsenden Zahl nachhaltig motivierter Investor:innen verschmäht wird? Und nutzt es einem grünen Unternehmen, wenn die Nachfrage steigt?
Was wir sagen können ist, dass die Nachfrage den Preis bestimmt und grüne Unternehmen besser bewertet werden, wenn deren Aktien gefragter sind. Das kann zu einer besseren Reputation führen und die Kapitalbeschaffung auf anderen Wegen günstiger machen. Dazu gibt es zumindest keinen Gegenbeweis.
Wie viel besser ein Konzern deswegen dasteht und ob sich in der realen Welt auch wirklich etwas ändert, wissen wir nicht. Ebenso wenig, was Ausschlüsse von sozial und umweltschädlichen Branchen aus Investmentfonds bringen.
To invest or not to invest: Coca-Cola, Nestlé, Unverpackt für alle
Das war jetzt alles ziemlich theoretisch. Packen wir die ganzen Überlegungen doch mal in ein Beispiel:
Unter den Lebensmittelkonzernen gehört Coca-Cola wohl zu den hoffnungslosen Fällen. Schaut man sich den reinen Impact an, verkauft das Unternehmen Ozeane voller Plastikmüll, Diabetes, Fettleibigkeit und Herzinfarkte. Da das ganze Geschäftsmodell per se eine soziale und ökologische Katastrophe ist, wird der Zuckerkonzern auch durch eine Heerschaar ethischer Investor:innen wenig zur nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Investitionen sind besser bei Unternehmen aufgehoben, die das Angebot durch etwas besseres verdrängen.
Etwas anders sieht es bei Nestlé aus. Der Lebensmittel-Gigant ist nicht für seine soziale Ader bekannt, hat aber keinen an sich verwerfliche Geschäftsgrundlage. Wandern genug Aktien von Nestlé in die Hände von sozial und ökologisch motivierten Menschen, kann der Kurs des Konzerns also positiv beeinflusst werden. Weniger Zucker in den Lebensmittel und weniger Plastik bei den Verpackungen wären denkbare Veränderungen, die durch Investor:innen angestoßen und begünstigt werden können. Somit hätten wir eine direkte Auswirkung in der realen Welt – unseren Impact.
Viel besser als das wäre natürlich, wenn die Menschen Bio Lebensmittel in Pfandgläsern kaufen würden und dafür den plastikverpackten Industriefraß im Regal stehen ließen. Das haben sich wohl auch die People von Unverpackt für alle gedacht. Auf der Crowdinvesting-Plattform Green Rocket hat sich das junge Unternehmen Kapital für seine ambitionierten Wachstumspläne beschafft – mit Erfolg! Unverpackt für alle kann nun das Sortiment erweitern, eine Lagerhalle bauen und neue Maschinen ankaufen. In Impact pro Euro ausgedrückt ist der Nutzen um ein Vielfaches höher als beim Nestlé Engagement.
ESGgrennwashing
Willst du das alles nun in die Tat umsetzen, werden dir die ESG-Kriterien die meisten Scherereien machen. In der Finanzwelt wird nämlich alles als nachhaltig gekennzeichnet, bei dem ökologische (Environmental) und soziale Kriterien, sowie solche der guten Unternehmensführung (Governance) berücksichtigt werden.
Das betrifft zum Beispiel auch Investmentfonds, die aus rein wirtschaftlichen Überlegungen fossile Energieträger ausschließen, aber kein weiteres Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung haben und auch nichts dazu beitragen.
Zu oft sieht man idyllische Wälder und weite Wiesen mit Windrädern auf Fondsprospekten, es fließt aber kein einziger Euro in den Ausbau von erneuerbaren Energien oder Unternehmungen zum Erhalt von Wälder und Biodiversität.
Ein paar Ausschlüsse für die Zusammenstellung und ein paar Aktien von einem Solarhersteller im Portfolio zu haben, macht einen Fonds nicht nachhaltig. Wird dieser als dein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung verkauft, ist das eindeutig Greenwashing.
Nachhaltige ETFs
Hast du dich schon mal ein wenig mit dem Investieren beschäftigt, wirst du das ein oder andere Loblied auf ETFs gehört haben. Möchtest du wirkungsvoll investieren, solltest du allerdings nicht mit einstimmen.
ETFs sind Investmentfonds, die nicht aktiv Verwaltet werden. Es trifft also kein Management die Anlageentscheidungen. Stattdessen wird der ETF nach Vorbild eines (Aktien-)Index zusammengesetzt. Der DAX beispielsweise ist der deutsche Aktienindex und enthält die 40 größten deutschen Unternehmen. Sein Kurs ist damit eine Art Börsen-Barometer für Deutschland. Ein DAX-ETF kauf einfach die Enthaltenen Unternehmen im gleichen Verhältnis und bildet so den DAX ab.
Der große Vorteil von ETFs ist, dass sie deshalb sehr günstig sind – es muss ja kein Management bezahlt werden. Statt der üblichen 1,2 bis 2,3 Prozent jährliche Gebühren zahlt man bei ETFs um die 0,4 Prozent.
In der Regel ist es außerdem so, dass sie sich über längere Anlagezeiträume nach Kosten besser entwickeln als die gemanagten Fonds. Kommt es dir also nur auf eine möglichst hohe Rendite an, sind sie eine gute Wahl.
Da die günstigen Indexfonds kein Investment-Team haben, kann sich dieses auch nicht für mehr Nachhaltigkeit in den Investierten Unternehmen einsetzen. Die Stimmrechte werde zwar in der Regel wahrgenommen, allerdings nach Vorgabe externer Dienstleister und nicht gezielt im Sinne der nachhaltigen Entwicklung.
Das Engagement als wirkungsvollste Herangehensweise fehlt ganz. Einem „nachhaltigen“ ETF kannst du also keine belegbare Wirkung erzielen.
Fazit
Investitionen können wirkungsvoll sein. Ganz besonders dann, wenn dadurch Geld zu wachsenden Unternehmen oder in Projekte fließt, die sich sonst nicht finanzieren könnten. Der Impact des Unternehmens kann dann direkt der Investition zugeschrieben werden.
Ebenfalls wirkungsvoll, wenn auch weniger, ist, wenn sich (groß) Investor:innen wie Stiftungen und Fonds mit ihren Rechten und ihrem Einfluss für Veränderungen in etablierten Unternehmen einsetzen.
Zuletzt kann öffentlichkeitswirksames Divestieren oder Boykottieren von Unternehmen eine Wirkung haben. Allerdings nicht immer und sie ist kaum nachzuweisen.
Finanzprodukte werden oft mit überzogener Wirkung dargestellt und haben nicht selten gar keine nachweisbare.
Wie du diese ganze Theorie für dich am besten in die Praxis umsetzt, erfährst du in den nächsten Teilen dieses Guides.
Finanzen können ganz schön kompliziert sein
Ich helfe dir gerne weiter. Hier kommst du in wenigen Schritten zu deinem kostenfreien Beratungsgespräch.

Mike – Dein Berater
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Nachhaltig
Hohe soziale und ökologische Standards, damit dein Geld Sinnvolles in der Welt bewirkt.
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Individuell
Geht es um deinen "Erstkontakt" mit Finanzen und du brauchst erst mal einen Überblick? Willst du einen Versicherungs-Checkup? Oder mit Öko-Fonds Vermögen aufbauen? Wir finden gemeinsam die beste Lösung für dich!
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Endlich drum gekümmert
Zugegeben, Finanzen sind nicht für jeden spannend, aber wahrscheinlich hast du auch das ein oder andere Thema, um das du dich mal kümmern wolltest. Mit uns kannst du es endlich abhaken.
„Das Geld ist besser als Armut, wenn auch nur aus finanziellen Gründen.“ – Woody Allen
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Mike – Dein Berater